Reisebericht einer Patin
Liebe Freunde von education4kenya,
wir sind gestern Abend aus Mombasa zurück gekommen. Es war, wie im letzten Jahr, ein beeindruckender Urlaub, der alles eingeschlossen hat: Komfort im Bahari Beach, absolute high lights bei der Safari und auch wieder den Blick auf das Elend, das einen nachdenklich stimmt und an die eigene positive Lebenssituation erinnert. Sprich: man sieht, wie gut es uns eigentlich geht.
Alle Eindrücke zusammen bereichern unser Leben im positiven Sinne und lassen uns schon wieder den nächsten Kenia – Urlaub planen. Wir hoffen, wir können evtl. im September wieder nach Mombasa gehen. Dies ist jedoch noch nicht gesichert, da die Vertreterfunktion an unseren beiden Arbeitsplätzen noch nicht geklärt ist. Wir haben mit Herrn Fleischer zusammen am 14.2.14 zum 1. Mal die Schule besucht und sind sehr angetan davon gewesen, was hier schon an Arbeit geleistet wurde. Es war alles sehr sauber, die Kinder machten einen glücklichen Eindruck und es stimmt: sie waren konzentriert und gewissenhaft bei der Lernarbeit. In der Pause tobten sie ausgelassen beim Fußballspiel auf dem Schulhof herum. Ich bin froh darüber, dass mein Patenkind Grace Safari aus der 1. Klasse an 5 Tagen in der Woche an diesem Ort sein kann. Weg vom Elend !
Ursprünglich war ich etwas traurig, dass ich am Besuchstag nur eine ganz kurze Zeit mit Grace verbringen konnte. Wir wollten auch die Kinder nicht beim Unterricht stören.
Dann haben wir aber Samuel, den früheren Busfahrer, am Bahari-Strand getroffen und er hat für uns noch einmal einen Besuchstermin bei der Familie zu Hause am Samstag organisiert. Wir waren davor in Bombolulo einkaufen und haben als Geschenk die wichtigsten Lebensmittel und Hygieneartikel mitgebracht. Die Freude über unseren Besuch war groß, wir wurden sehr herzlich empfangen. Die Geschenke schienen eher nebensächlich zu sein. Wir haben fast die gesamte Familie kennengelernt und zwei schöne harmonische Stunden dort erlebt und einen Einblick in die Lebenssituation bekommen, die, wie erwartet, sehr armselig ist. Die Familie hat 9 Kinder. Die beiden erwachsenen Brüder und der Vater sind ohne Arbeit – auch wie erwartet! :-/
Für mich selbst war es wichtig mein Patenkind persönlich kennen zu lernen und eine „Beziehung“ aufzubauen. Grace war natürlich sehr verschüchtert, aber ich denke, schon beim nächsten Besuch wird sie sich freier zeigen. Graces‘ 14-jähriger Bruder Emanuel ist im Vergleich zu ihr ein aufgeschlossener Junge aus der 6. Klasse und schreibt wohl auch sehr gute Noten. Er sagte mir, er hätte seinen Paten noch nicht getroffen. Ich habe ein paar Bilder gemacht. Falls beim Paten Interesse bestünde, könnte ich die Bilder per E-Mail an ihn oder sie versenden oder auch beim nächsten Besuch für Emanuel Safari etwas mitnehmen. Unsere erste Urlaubswoche war auch arbeitsreich. Wir hatten 2013 noch eine andere Person kennen gelernt, die sich privat um 2 Waisenhäuser kümmert. 25 Kinder und ca. 90 Kinder. Das WEMA-Center ist im Vergleich zu diesen beiden Häusern als komfortabel zu bezeichnen. Hier haben wir auch versucht zu unterstützen und zu dolmetschen.
Es beschert uns ein gutes Gefühl und Zufriedenheit wenigstens einige Menschen glücklich gemacht zu haben. Sei es den Schulbesuch zu ermöglichen oder auch nur Nahrung zu spenden um ein Überleben für eine geraume Zeit zu sichern in der Hoffnung, dass es nach uns wieder jemanden gibt, der sich kümmert. Ihren Ansatz, durch Erziehung und Bildung ein Umdenken herbeizuführen, finde ich sehr gut. Ich habe Emanuel gefragt ob er seiner Familie die Dinge nahe bringen kann, die er in der Schule lernt. Er ist ein cleverer Junge und gab mir an, dass er stetig daran arbeite und dass selbst seine beiden erwachsenen Brüder sich ab und zu etwas sagen ließen. Die „Missionarsarbeit“ innerhalb der Familie scheint also zu greifen, wenn auch langsam. Das ist die Hoffnung und bildet den Grundstock für das Funktionieren des Schneeballsystems. Zur Situation mit Titus kann ich nur folgendes sagen: ich habe Samuel gefragt, warum er seinen Job verloren habe. Herr Fleischer hatte mir schon vorab erzählt, dass Samuel wohl unentschuldigt gefehlt hätte. Bei Rückkehr in der Schule hätte er erklärt er wäre krank gewesen. Diese Entschuldigung wurde aber nicht angenommen. Samuel sagte, dass das Verhältnis zu Titus sehr schlecht gewesen wäre und Titus ihn nicht gut behandelt habe. Er könne dort nicht mehr arbeiten solange Titus da wäre. Ich weiß, dass der Schulbus verkauft werden soll und man vermutlich auch deswegen keinen Fahrer mehr gebrauchen kann. Samuel sagt, es gäbe dort keine andere Arbeit für ihn.
Ich weiß nicht was die Wahrheit ist.
Samuel machte auf mich einen zurückhaltenden aber gebildeten Eindruck. Er weiß sehr viel, er liest sehr viel. Nun ist er wieder am Strand und die Geschäfte laufen mehr als schlecht für alle dort. Die Touristen fühlen sich belagert, beim Strandgang ständig unter Druck gesetzt und reagieren deshalb unwirsch und ablehnend. Samuel hat für uns den Familienbesuch organisiert und ist uns mit Rat und Tat beim Einkauf der wichtigsten Dinge zur Seite gestanden. Normalerweise hätten wir im Supermarkt eingekauft,
er hat uns aber nach Bombolulo geführt, da es dort billiger sei. Ohne ihn wären wir nie in dieses Viertel gegangen. Da er aber von dort stammt haben wir uns sicher gefühlt und gleichzeitig haben die armen Menschen dort auch ein Geschäft mit uns gemacht. Vielleicht kann er weiterhin als Organisator für die Schul- oder Familienbesuche der Paten eingesetzt werden ?
Viele Grüße
Rosemarie Knödler