Reisebericht des Augustbesuches 2008 in Mombasa
Die Regenzeit hat in diesem Jahr in Kenia ungewöhnlich lange gedauert.
Normal beginnt sie im März und ist im Juni beendet. In diesem Jahr regnet es selbst im August noch sehr intensiv. Aber wenigstens hat es den Anschein, dass die Touristen wieder zahlreicher das Land besuchen. Die Januar-Unruhen sind weitestgehend vergessen. Die politische Lage kann man wieder als stabil bezeichnen. Allerdings hat sich nach den Wahlunruhen und der nun regierenden Doppelspitze Kibaki und Odinga wenig für den außen stehenden Betrachter geändert. Die Korruption ist und bleibt das größte Problem in Kenia. Neben den Behörden sind die Gerichtsbarkeit und die Polizei in diesem Bereich unübertroffen. Nach wie vor werden Menschen unter willkürlichem Verdacht verhaftet oder in Gewahrsam genommen mit dem Ziel der Gelderpressung. Davon bleibt der normale Tourist jedoch weitestgehend verschont.
Neben der Bereitstellung der finanziellen Mittel für das dritte Term und der Übergabe einiger Geschenke sollte mit den Direktoren der Schulen vor allem die geänderte Vertragsgestaltung besprochen werden. Speziell geht es dabei um die noch bessere Betreuung der Kinder auch außerschulisch, die stärkere Einbeziehung der Eltern in die Projektarbeit sowie die Entwicklung der Schulen. Vor allem die beiden letztgenannten Ziele sollen durch die automatische Mitgliedschaft im Verein Elimu ya Kenya und die damit verbundenen Aufgabenstellungen erreicht werden. Letztendlich soll dann im Dezember die Neugestaltung der Verträge und die Mitwirkung mit den Eltern besprochen werden.
Am Wochenende hat mich Hans, ein seit 20 Jahren in Kenia lebender Schweizer, in sein Camp im Tsavo East Nationalpark eingeladen. Das Camp Tarhi ist mitten im Park und besteht aus ca. 14 Zelten mit einem guten Standard. Am eindruckvollsten ist aber, das bedingt durch ein Wasserloch am Camp fast ganztägig ohne „Aufwand“ während der Mahlzeiten oder vom Zelt aus oder beim abendlichen Lagerfeuer Tiere zu beobachten sind. Eigentlich wollte ich selber im Park fahren, aber ohne ersichtlichen Grund gibt es seit zwei Tagen kein Benzin mehr: und so fuhr mich Hans mit seinen fast 70 Jahren selbst durch den Park. Nach einem Tag haben wir schließlich Löwen,Büffel und Elefanten neben vielen anderen Tieren gesehen. Der Park ist durch seinen roten Sand besonders am Morgen und Abend interessant und für Fotofreunde sehr zu empfehlen.
Nachdem die vielen kleinen Geschenke der Sponsoren verteilt sind und die Gelder an Miss Violet von der Tumaini Junior School für das dritte Term übergeben wurden, habe ich schließlich für unsere neuen Praktikanten sämtliche Vorbereitungen für ihren Aufenthalt in Mombasa getroffen. Katrin Menke und Christin Zemisch werden bis Februar 2009 für education4kenya in Mombasa unsere Schulen durch Lehrtätigkeit unterstützen. Der erste Praktikumseinsatz von Klaudia und Franziska zu Beginn des Jahres war sehr erfolgreich, so dass alle ( auch die Kinder ) sich schon auf die neuen Studenten freuen.
Die endgültige Urkunde über die Eintragung von Elimu ya Kenya liegt in Nairobi und ist zur Abholung bereit. Da eine Reise in die Hauptstadt jedoch zwischen acht und neun Stunden dauert und die Behörden sehr unterschiedlich „arbeiten“, muss man für diese Reise jedoch mindestens drei Tage einplanen. Zugleich reist kein Kenianer gerne nach Nairobi da die Sicherheitslage sehr problematisch ist. Also wartet der Verein, bis jemand zur Hauptstadt fahren muss.
Vergleicht man Mombasa 2008 mit Mombasa 2004 so kann man deutliche Unterschiede erkennen. Vor allem das Verhältnis zwischen Arm zu Reich gleicht sich offensichtlich internationalen Verhältnissen an. Während die Masse der Bevölkerung von der inzwischen eingetretenen Entwicklung wenig profitiert, sind es vor allem kenianische Grundstückseigentümer, die aus dem Bauboom ihren Nutzen ziehen. Bei den ausländischen Investoren fallen Sudanesen, Inder und ausgewanderte Kenianer besonders auf. Zaghafte Versuche, die Infrastruktur zu verbessern, werden die Investitionstätigkeit nachhaltig stützen.
Kurz vor meiner Abreise gab sich anlässlich einer Messe und der Eröffnung des Continental Hotels noch Präsident Kibaki in Mombasa die Ehre. Die ohnehin zu wenigen Straßen wurden für Stunden gesperrt. Das absolute Chaos trat ein, zehntausende Menschen wurden unfreiwillig zu Zuschauern des Eskorten Spektakels, weil kein Matatu mehr fährt. Das Leben steht still. Der Präsident fährt durch an diesem Tag saubere und geschmückte Straßen und merkt von dem Chaos, was er anrichtet, nichts. Noch Stunden später hat sich die Lage nicht beruhigt. Noch immer warten tausende Menschen auf Matatus, um endlich nach Hause zu kommen. Es erinnert alles ein bisschen an DDR- Zeiten, nur dass Kibaki niemand mehr zujubelt. Alle nehmen ihm übel. durch seine Machtbesessenheit die Unruhen verursacht zu haben die letztendlich viele Urlauber von einer Mombasareise abgehalten haben. Odinga, der auch in Mombasa weilt, verkündete vor drei Tagen im Fernsehen, er wolle für Mombasa eine ähnliche Entwicklung herbeiführen wie in Dubai. Da scheint er jedoch einiges zu übersehen. Aber so eine Aussage bringt natürlich erst einmal viel Optimismus. Und freundlicher als die Arabischen Ölmultis sind die Kenianer allemal. Jede Hafenstadt der Welt verfügt über Entwicklungspotential, warum also soll sich Mombasa nicht positiv entwickeln? Aber ausgerechnet Dubai als Beispiel zu wählen zeugt von wenig Fingerspitzengefühl. Es sei denn Odinga weiß mehr, z.B. dass sich in Mombasa ungeheure Rohstoffvorkommen befinden. Na ja auf alle Fälle bewegt sich etwas und das ist in Afrika schon viel wert, über die Richtung wird man sich später unterhalten.
Gunter Nehrig